Klappentext zur Ausstellung
»Rauschen und Dämmern«, 2014
in der Fabrik der Künste, Hamburg

 

Zwischen zwei symbolhaften Hauptprinzipien entspannen sich seine Werke: Auf der einen Seite steht das »Rauschen« für die fremde, nächtliche Tiefe in uns – der nicht zu entziffernde Anteil unseres Seins, überlagert von der eigenen Entwicklung und der ungeklärten Herkunft unserer Emotionen. Auf der anderen Seite repräsentiert das «Dämmern« den ungewissen Zustand zwischen Tag und Nacht, Nacht und Tag. Vielleicht bricht ein neuer Tag an, und unsere Hoffnungen für ein neues Morgen werden eingelöst. Oder aber das Dämmern der Nacht zieht herauf und führt uns hinein in eine unendliche Dunkelheit: in ein Nirgendwo ohne Weg und ohne Ziel (pw).

Umherirrende nackte Menschen und vom Aussterben bedrohte Tiere bevölkern Wehrs von widersprüchlichen Energien durchströmten, von massiven Bergzügen gleichsam geerdeten Zwischenwelten, in denen möglicher Absturz und Aufbruch nahe beieinander stehen und verfließen. Die skeptische Betrachtung unserer Welt, in der die Möglichkeit zum Ausdruck kommt, dass ein langsamer, leiser Höllensturz das Drama »Erde« zu einem jähen Ende führen könnte, wird durch die positive Kraft des Handelns konterkariert: Die künstlerische Arbeit manifestiert sich selbst als vehementes ästhetisches Gegenprogramm, das eine passive Hinnahme des drohenden Untergangs radikal verweigert.
März 2014

Mit etwa 40 Arbeiten aus den Jahren 2009 bis 2013 zeigt Peter Wehr in der »Fabrik der Künste« die Weiterentwicklung seines künstlerischen Schaffens.
Im unteren Stockwerk der »Fabrik der Künste« werden in der Hauptsache grossformatige farbige und schwarz/weisse Zeichnungen auf Papier und Leinwand gezeigt, die von betont subjektiv reflektierender Art sind.
Weitergehend werden im oberen Stockwerk stark verdunkelte Bilder auf Leinwand mit Figuren und Figurengruppen sowie Landschaften gezeigt. Sie spiegeln vermutlich sein Unbehagen über den Zustand der Welt wider.
Hinter seinen Bildern und Zeichnungen lässt sich Selbst-Erfahrung, sowie Weltsicht sehen, die in der Auseinandersetzung mit seinem zweiten Wohnsitz auf der spanischen Insel Fuerteventura zusammenhängt - einer Insel die mit ihrer halbwüstenartig kargen Landschaft übersät mit Kratern und Lava-Feldern wie eine ausserirdische Gegend wirkt.
Abwechselnd sind einige Zeichnungen und Bilder in Bildfolgen zusammen gefasst, um einen narrativen Aspekt hervorzuheben.
Die Grundbedingungen des eigenen Menschseins und der Welt, in der wir leben, sind zentrale Themen im Werk des Hamburger Künstlers Peter Wehr. Aus dem Humus der Kulturgeschichte und deren Widerschein in der Gegenwart schöpfend, hat Wehr seine spezifische Bildsprache entwickelt, in der zeichnerische und malerische Mittel ineinander greifen.
Der Künstler versucht, sich selbst und die Welt um sich herum zu deuten: »Ich will meinen Empfindungen und den Zuständen dieser Welt in Bildern Ausdruck geben. In unserer Zeit gibt es viele Anzeichen dafür, dass den zunehmenden Problemen, mit denen wir heute konfrontiert sind, keine ordnende Vernunft mehr gegenüber steht. Urinstinkte und Emotionen des Menschen wie Habgier und Eigennutz treten zutage und erschüttern das Vertrauen in die Existenz eines klärenden Verstandes. Es sieht so aus, als ob die dunklen Seiten des Menschen das Positive in ihm immer mehr verschatten.«